Achtzeiler

Gibara Downtown & das zweitausendvierundachtzigste Gedicht

Am Hauptplatz von Gibara

Meine Erinnerung an den Parque Humboldt Havanna

Ein normaler Platz
An gänzlich exotischem Orte
Vergräbt in mein Hirn einen Schatz -
Den bergen so schnell keine Worte!

Dies ist ein vom Schillern entleibter Moment,
Den nur das Perlmutt des Erlebens erkennt,
Im Flur des nie Beschriebenen -
Und doch in mir Verbliebenen.

Sancti Spíritus & das zweitausenddreiundachtzigste Gedicht

Blaues Arrangement in Sancti Spíritus

Endschlussferne

Sobald ich das Geld für 'nen Reifensatz hab,
Werd ich meinen Wagen behufen.
Sobald mich die Sehnsucht aufs Dachgeschoss packt,
Spar ich alles Geld für die Stufen.

Doch

So lange kein Gott die Bilanz überprüft,
Werd ich mich aufs Planen beschränken.
Vielleicht wird das Rad vom bedächtigen TÜV
Mich nicht ob der Zauderei kränken.

Varadero Beach & das zweitausendsiebzigste Gedicht

Am Strand von Varadero

Zukunft des Reisens

Wir werden Reisen sicher bald
Rein virtuell genießen.
Dann werd ich - schwer gescholten - halt
Mein Reißverschlüsschen schließen.
In nächste Welten greift schon barsch
Ein anderes Verstehen.
Ich schweig sodann als alter Arsch
Mit dem, was ich gesehen.

All in one & das zweitausendsiebenundsechzigste Gedicht

Kleines Riesenrad im All in one Center von Varadero

Diesig

Einsam schweigt sich Farbe aus
In Klage übers Licht -
Das eingeklappte Rad des Pfaus
Deckt lau opake Schicht.

Die Helle kommt heut nicht mehr raus
Und schließt von innen ab.

Am Wall verhallt der Nicht-Applaus
Und rieselt still hinab.

Tabakernte & das zweitausendvierundsechzigste Gedicht

Tabakfeld und Trockenscheune bei Viñales mit Mogotes Bergen

Garten und Feld

Kein Feld vermag die Blütenmacht
Der Vorgärten zu brechen.
Und ebenso kann kein Ertrag
Der Anmut widersprechen.

Nur du verlangst die Relevanz
Allüberall zu ähren,
Zertrampelst stur wie ignorant
Die Geltung andrer Sphären.

Mystique & das zweitausendsechzigste Gedicht

Sonnenuntergang bei Varadero

Kuba

Es umströmt die Karies der Weltpolitik
Die Strände der Insel, die Zuckerrohr scheißt.
Noch strauchelt die Süße des Lächelns im Sieg,
Wenn kurz vorm Gelächter die Wehmut es beißt.

Noch schmeckt man auf Kuba das Salz jeder Träne -
Doch alte Gewalt hat bald sehr schlechte Zähne.
Wer im Leiden trainiert ist, den bringt nichts mehr um -
Und der erntet aus Zuckerrohr goldenen Rum.

Alle Rechte bei Markus Berg, der das Gedicht im Rahmen der Kubafestival-Spendenaktion von mir gekauft hat.

Kloster Weltenburg & das zweitausendsechsundfünfzigste Gedicht

Kloster Weltenburg

Waldschluchtrausch (Unter Seinesgleichen)

Und es säumen Majestäten
Wie im Beilauf die Natur,
Ragen, ragen im gesäten
Atemraubapplausparcours.

Imposanz pflanzt zu erdrücken
Mein bloß staubkorngroßes Ich.
Rasch entwunden durchs Entrücken,
Fühle ich mich königlich!

Befreiungshalle & das zweitausendfünfundfünfzigste Gedicht

Befreiungshalle Kelheim

16 Uhr

Die Befreiungshalle hatte schon zu.
Und ich stand befangen daneben.
Stets ist's die Zeit - sie verwehrt mir den Clou-
Wie Eingang zum hehreren Leben.

Die Befreiungshalle war geschlossen.
Begriffstutzig stand ich im Freien -
Von der Sonne beleidigt und viel zu verdrossen,
All der äußeren Welt zu verzeihen.

Loipe & das zweitausendzweiundfünfzigste Gedicht

Die Langlaufloipen um den Barmsee bei Mittenwald am Abend

Ausgemachte Spinnerei

Beweg dich nicht im Vorstellbaren -
Geh darüber hinaus!
Was willst du noch im Grundriss garen
Vom abbruchreifen Haus?

Lass uns die Pläne weiter spinnen,
Als es dem Sinn gebührt -
Und auf der Flucht ein Land gewinnen,
Noch köstlich unberührt!

Mittenwaldrand & das zweitausendfünfzigste Gedicht

Winteridyll bei Mittenwald

Im Regen

Windeweich geklopft
Wirbeligst beschopft
Widerstand, wenn's tropft
Glauben an das Gute

Froststurmeingetränt
Trostkur angegähnt
Kosmossure wähnt
Mich auf andrer Route

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